Eindrücke über eine „hyggelig“ Woche in Dänemark

Lökken

Dünensoaring ist fast wie Schiffsoaring – jedoch hat man nicht immer ein Schiff zur Hand und somit muss es auch mit Dünen gehen. Letztere gibt es in Dänemark reichlich. Der Wind, der oft direkt vom Meer kommend auf die Dünen trifft, wird nach oben abgelenkt. Dieses geniale, gleichmäßige Aufwindband nutzt der Gleitschirmflieger für allerlei Blödsinn, den er in den Bergen nicht machen darf.

Bei allem was Spaß macht und in Verbindung mit Gleitschirmen steht, darf der Gleitschirmclub Condor natürlich nicht fehlen, und so machten sich Ende Mai zirka 20 Leute auf den Weg. Sonst immer nur in die Berge, fuhren wir nun durch das sagenumwobene Norddeutschland, wo es angeblich keine Berge geben soll, und weiter, in das noch nördlichere Land des Smörebröds.

Es gab tatsächlich keine Berge, eher eine leicht hügelige Landschaft – und sehr hyggelig war auch die Unterkunft (mit „hyggelig“ beschreibt der Däne alles, was irgendwie gemütlich ist). Hoch über dem Meer liegt das Anwesen, das einmal ein Bauernhof war und jetzt im ehemaligen Kuhstall ein Schwimmbad und eine Sauna hat. Hier residierten wir eine Woche lang und ließen es uns gut gehen.

H-P ist unser Guide. H-P entstammt dem malerischen Zillertal und hat dem Bergfliegen aus Gründen der Langeweile entsagt. Lieber fährt er seit 15 Jahren zu jeder Gelegenheit nach Dänemark. Gleich am ersten Tag fuhren wir nach Bovbjerg um Kontakt mit der Düne zu suchen. Da war sie – und wir wurden umgepustet von dem Wind, der uns da entgegen bläst. 45 km/h sagt das Windmessgerät und H-P war zufrieden.

45 km/h und Gleitschirmfliegen war jedenfalls in meinem Alpenkopf ein Wiederspruch. In Dänemark ist das hingegen hyggelig. Kein Problem. Stieg man die Düne hinab zum Strand, fand man einen Wind von 20 km/h vor und konnte mit Groundhandling beginnen. Langsam geht man rückwärts die Düne hinauf bis der Flügel fliegen will und: man lässt ihn fliegen. Mit viel Vorlage starten und immer schön an der Kante bleiben, um das Aufwindband nicht zu verlassen steigt man von anfänglich nicht mehr als einem Meter über dem Boden (oder weniger) immer höher.

Mögen die Spiele beginnen, denkt sich der Gleitschirmflieger nun und beginnt mit zaghaften Kurven. Langsam steigt das Selbstvertrauen, und die Kurven werden dynamischer. Landeanflüge werden trainiert und Starts, in ständigem Wechsel. Wirkung von Bremsen und Beschleuniger auf Höhe und Geschwindigkeit erforscht und irgendwann sich an das Toplanden herangetastet; jeder nach seinem persönlichen Können und Trauen. „Auf- die Bremsen!“ tönt es immer wieder in tirolerischem Dialekt über die Dünen und H-P meint damit, man solle weniger Bremsen. Der größte Fehler der Schwachwindflieger, erklärt er uns, sei der übermäßige Einsatz der Bremsen. Ein Durchbremsen nach der Landung im Starkwind ist verhängnisvoll und führt unweigerlich dazu, dass der Schirm vom Wind erfasst wird und den Piloten nach Hinten durchs Gemüse zieht.

Verschiedene Fluggebiete wurden beflogen und als krönender Abschluss Lökken und sein Leuchtturm „erlegt“. Zwei „Wellnesstage“ mit Wasser von oben waren perfekt in die Woche eingearbeitet und wurden für die nötige Erholung genutzt. Nicht unerwähnt bleiben darf das phänomenale Küchenteam um Doro, das jeden Morgen ein Hammer-Frühstück und Abendessen gezaubert hatte. Am Ende waren sind sich fast alle einig: die nächste Tour ist bereits wieder ausgebucht… ;-)*.

*laut unserem Vorsitzenden bekommt jeder die Chance sich anzumelden :-).

Nachtrag: Inzwischen sind alle anderen wieder wohlbehalten Zuhause angekommen während wir zwei ein Schiff nach Norwegen bestiegen, um den Urlaub dort fortzusetzen. H-P erläuterte uns daher das Prinzip des Schiffsoarings: Wenn der Wind in ausreichender Stärke senkrecht auf die Seite des Schiffes trifft kann der Pilot seinen Gleitschirm auspacken und während der kompletten 16 stündigen Überfahrt neben dem Schiff her soaren. Fest entschlossen dies in die Tat umzusetzen stellten wir leider fest, dass der Wind aus der falschen Richtung kam. In diesem Sinne…

Liebe Grüße

Florian